Schlauberger           

„Der Ball war aus,“ zischt es von draußen.

Danach im Minutentakt, langsam ärgerlich: „Pass` doch besser auf.“ - „Guck` doch genauer hin.“ - „Gib` den Ball doch auch ´mal aus.“

Auf dem Tennisfeld steht ein Dreikäsehoch und schaut verschreckt. Die Sicherheit ist weg. Wie war der Ball denn nun? Im Auf der Linie, wie er ihn selbst gesehen hat, oder vielleicht doch … ?

Wo „alte Hasen“ mitunter nur nach draußen raunzen („Halt doch ´mal endlich die …“) werden Kinder schnell unsicher. Gegen Mama und Papa opponieren? Na ja, lieber nicht.

Wutsch, ist das Spiel weg, der Satz, das Match auch.

Das Lamento geht weiter: „Wir haben es Dir gesagt … . Hast Du denn gar nicht gemerkt … . Warum lässt Du Dich so einmachen?“

Selbst Turnerfüchse geraten leicht an den Siedepunkt, wenn ein Schlauberger am Spielfeldrand alles besser weiß und viel intelligenter kann. Es bringt wenig, von außen zu predigen, außer ein ordentliches Quantum an Unruhe.

Vor allem, wenn im Sinne des Wortes Standpunkte gefragt sind. Der Blickwinkel von draußen ist oft ein anderer als der auf dem Feld. Mitunter mag er in der Tat der verlässlichere sein. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Vor allem bei Eltern ist oft genug der Wunsch Vater des Gedankens. Zumal noch der Eindruck erweckt wird, der Gegner sei ein notorischer Schummler.

Das Regelwerk äußert sich eindeutig: Jeder Spieler schiedst auf seiner Seite. Vom Publikum ist dort nicht die Rede. Böse Zunge behaupten: aus gutem Grund.

Und dann gibt es da noch ein altes Sprichwort, das besagt: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Hänschen ist noch dabei, neben Technik und Taktik auch das Regelwerk zu lernen und anzuwenden. Das kann er aber nur, wenn man ihn lässt. Er braucht dazu Hans als Hilfestellung. Abends oder am nächsten Tag in der Spielanalyse. Nicht als Einflüsterer beim Ballwechsel. Dabei kann sich nämlich leicht herausstellen, dass auch Hans nicht so recht Bescheid weiß. Weil er es vielleicht nie gelernt hat?

Anne Lange